Intrigen und Eisblumen: „Splitter aus Silber und Eis“ von Laura Cardea

Bild von Leonhard Niederwimmer auf Pixabay

Ich geb es zu, wegen dem märchenhaften Prinzen- und Prinzessinnen-Setting wäre ich ohne positive Rezensionen anderer Bloggerinnen nie auf die Idee gekommen, mir das Buch „Splitter aus Silber und Eis“ von Laura Cardea zu kaufen. Eine Frühlingsprinzessin wird als Opfergabe an den Winterprinzen (natürlich schön und eiskalt) geschickt, wie jedes Jahr ein Mädchen vor ihr, aber keine ist je zurückgekommen. Meine Erwartung: Eine riesige Schnulze. Zum Glück hab ich das Buch doch gekauft und mich vom Gegenteil überzeugt! Belohnt wurde ich mit einer ausgefeilten und gewitzten Geschichte ohne allzu viele Klischees und mit überraschenden Wendungen.

Buch-Cover Laura Cardea: Splitter aus Silber und Eis, Carlsen Verlag

Splitter aus Silber und Eis

von Laura Cardea

Erscheinungstermin: 01. Oktober 2020

Seitenzahl: 400

ISBN 978-3-551-58436-6

Lesealter: ab 16 Jahren

Bildrechte: Carlsen


Worum geht’s?

Laura Cardea nimmt uns mit in eine Welt, in der entweder immerwährender Frühling (das Menschenreich Aurum) oder ewiger Winter (das Land des Prinz des Winters, in dem kaum Menschen, dafür aber umso interessantere Kreaturen leben) herrscht. Die beiden Länder teilt eine magische Grenze und um das Menschenreich vor den unglücksbringenden Eissplittern aus dem Nachbarland zu schützen, wird einmal im Jahr das schönste Mädchen dorthin geschickt. Zu Beginn der Geschichte ist das Prinzessin Veris, die sich zwar tadellos wie eine Prinzessin benehmen kann, aber darüber hinaus auch intelligent, schlagfertig, zäh und äußerst wehrhaft ist. Und ihr Land von diesem eiskalten Tyrannen aus dem Nachbarland befreien will.

Wie war’s?

Die Geschichte wird jeweils in der Ich-Form abwechselnd aus Sicht von Veris und des Winterprinzen Nevans erzählt. Die beiden Hauptfiguren sind sich gar nicht unähnlich und liefern sich herrliche Wortgefechte. Laura Cardeas Sprache passt wunderbar zum königlichen Setting, ohne sich dabei in endlosen Beschreibungen zu verlieren. Dank „Splitter aus Silber und Eis“ hab ich das Wort „Assassine“ gelernt und darüber hinaus eine Vielzahl von Blumenarten, die mir vorher nicht bekannt waren 😉

Mehr als einmal hat mich Veris mit ihren gewitztem Kalkül und ihrer Schlagfertigkeit überrascht oder zum Lachen gebracht. Einmal war ich empört, dass sie nicht einmal mich als Leserin in ihre Pläne eingeweiht hat – diese Stelle musste ich nochmal lesen, um zu begreifen, was da Knall auf Fall passierte (das ist auch ein kleiner Kritikpunkt, denn Überraschungsmoment hin oder her, es war beinahe ein wenig zu verwirrend!). Danach stand ich eher auf Prinz Nevans Seite, denn ich wusste auch nicht mehr, ob ich Veris und ihren Antworten und Gesten noch trauen kann.

Mir sind sehr viele Charaktere und (nicht-standard-fantasyhaften) Lebensformen, auch die tollen Nebenfiguren, im Laufe des Romans ans Herz gewachsen. Unglaublich, dass der anfängliche Folterer zum aufopfernden Freund mutieren konnte und das Mauerblümchen mit riesiger Dramatik über sich selbst hinauswuchs. Die Figuren sind nicht nur alle sehr facettenreich und individuell, sie durchlaufen auch durchgängig eine persönliche Entwicklung. Trotz des märchenhaften Settings gibt es hier (beinahe) kein Gut und Böse und kein Schwarz und Weiß. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung: 4.5 von 5.

2 Kommentare

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