Zwischen Wunder und Wirklichkeit – Wenn Geschichten nicht ins Genre passen

Viele Bücher lassen sich Genres eindeutig zuordnen: bodenständiger realitätsnaher Roman oder Fantasy, Sachbuch oder Kinderbuch, Krimi oder historischer Roman? Das sind die Genres, die beispielsweise die Literatur-Community Lovely Books ihren Mitgliedern anbietet. Aber manche Bücher bewegen sich irgendwo dazwischen und das macht es den Autoren, den Lesern und den Portalen/Verlagen manchmal nicht leicht.

Aber gerade solche Geschichten beschäftigen mich besonders – als Leser und als jemand, der gerne schreibt.

Howard Pyle: The Princess Dwells in the Oak Tree Where ye Wild Pigeons Come to Feed Her, for „The Wonder Clock, 1887, The Metropolitan Museum Purchase, Rogers Fund, 1926; transfered to the Print Department, 1967, CC0

Natürlich haben auch „normale“ Romane mit verlässlichem realistischen oder auch historischem Setting ihren Reiz und auch die lese ich gerne, wenn mich die Geschichte anspricht. Auch Fantasy-Romane, die ja meist eine ganz eigene Welt mit fabelhaften Gestalten erschaffen, habe ich schon gelesen und sogar geschrieben (aber nicht veröffentlicht). Was mich aber besonders reizt, ist, wenn die fantastische Welt in die gewöhnliche hineinsickert, wenn plötzlich der alltägliche Trott gebrochen wird durch Geschehnisse, die nicht sein können. Dann kann man die Frage stellen: Was wäre wenn?

Wenn Geschichten nicht ins Genre passen

Auch das Genre Science Fiction gefällt mir, weil es auslotet, was in Zukunft mit Hilfe der Entwicklungen moderner Technik und Wissenschaft vielleicht einmal sein könnte – oder auch nicht. Aber wohin mit den Geschichten, die nur teilweise fantastische Elemente enthalten? Zeitreise-Geschichten zum Beispiel, die ansonsten relativ realitätsnah bleiben. Meines Erachtens werden solche Bücher oft mangels Schublade nicht gefunden oder von Leuten gefunden, die gar keine fantastischen Elemente in ihrem Lesestoff haben wollten. Oder kennt jemand einen passenden Suchbegriff dafür?

Eine Meisterin solcher Geschichten ist übrigens die Thüringer Autorin Elisabeth Dommer. In diesem Jahr hat sie einen neuen Band mit wundersamen Erzählungen herausgebracht, der die eigene Wahrnehmung manchmal in Frage stellt und eben diese Grenzen zwischen Realität und Fantasie auslotet. „Der unheimliche Zauber der Sterne“ heißt das Buch, das elf mal kürzere, mal längere Geschichten beinhaltet, von denen die meisten fantastische Elemente besitzen.

Bücher im falschen Regal

Bei einer Lesung mit Elisabeth Dommer konnte ich aber an den Reaktionen des Publikums sehen, dass nicht alle Leute solche fantastischen Elemente in Geschichten akzeptieren wollen. Manchen gefällt es einfach nicht, sie wollen gern, dass die Dinge auf festem Boden stehen und so auch in Wirklichkeit passiert sein könnten. Wenn sie durch Zufall – zum Beispiel durch eine falsche Genre-Einordnung – an so ein Buch geraten, sind sie womöglich frustriert und geben dem Buch eine schlechte Kritik. Dann haben weder Leser noch Autor etwas davon.

Was sind eure Erfahrungen? Findet ihr in den gängigen Genre-Aufteilungen immer zielstrebig, wonach ihr sucht? Oder wählt ihr eure Lektüre ohnehin lieber an Hand der Buchcover oder auf Grund von Empfehlungen aus?

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