Gleich vorweg: Ich bin direkt mit Band 8, der heute am 25. Mai 2023 erscheint, in den Club der Zeitreisenden von Julia Stirling eingestiegen, die vorhergehenden Bände kenne ich nicht. Aber die Bücher kann man durchaus unabhängig voneinander lesen, wenn man damit leben kann, dass die gleichen Personen auftauchen, deren deren Vorgeschichte sich einem dann erst nach und nach erschließt. Aber in jedem Band der Reihe steht eine andere Person im Mittelpunkt. In diesem Fall: Blaire. Die Autorin Julia Stirling hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt und ich dachte mir: Zeitreise, Schottland im 16. Jahrhundert, Liebesgeschichte – das probiere ich mal. Hier kommt meine Rezension.

Julia Stirling
Blaire – Der Club der Zeitreisenden 8
E-Book ASIN: B0BXPHBDTT
Erscheinungstermin: 25.5.2023
Seiten: 512
Worum geht’s?
Blaire ist Mitte 30 und lebt seit vielen Jahren in der Vergangenheit, obwohl sie eigentlich aus der Gegenwart stammt. Das einfache Leben gefällt ihr besser, moderne Technik überfordert sie eher. Sie hat sich im Schottland im 16. Jahrhundert eine Existenz als Heilerin aufgebaut. So kann sie frei schalten und walten, hat ein Frauenhaus eingerichtet und bildet eine weitere Frau zur Heilerin aus. Weil sie bereits einmal als Hexe verfolgt wurde, hat sie vor zwei Jahren in dessen Abwesenheit den ihr unbekannten Bruder von Allan MacDonald, dem Chief der MacDonalds, geheiratet. Der Deal ist, dass sie Allan medizinisch versorgt und er ihr Schutz bietet. Das klappt super, bis plötzlich Blairs Ehemann Iain auftaucht und alles durcheinanderbringt.
Wie war’s?
Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, konnte ich mich gut in die Geschichte hineinfinden. Es ging gleich spannend los, ich wollte sofort mehr wissen über die Protagonisten.
Dramaturgisch ist die Story nicht einfach umzusetzen. Denn die beiden Protagonisten sind bereits verheiratet und als sie sich das erste Mal begegnen, knistert es zwischen ihn sofort. Und damit könnte die Geschichte eigentlich schon erzählt sein: Ein Glücksfall – alles super und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende.
Aber da das nicht wirklich spannend wäre, müssen Blaire und Iain, ihr (total attraktiver, intelligenter, verständnisvoller) Mann, vorher noch einige Steine aus dem Weg räumen. Davon fand ich die von außen kommenden Hindernisse spannend und nachvollziehbar. Warum sich Blaire anfangs gegen Iain sträubt hat sich mir nur teilweise, warum sie später oft voller Eifersucht ausrastet leider gar nicht erschlossen. Schließlich hat sie genauso eine amouröse Vorgeschichte wie der Mann, der nichts davon wusste, dass er verheiratet worden ist. Aber wie gesagt, es gibt glücklicherweise noch andere Probleme, zum Beispiel die womöglich unheilbare Krankheit des Chiefs und einen mächtigen Mann, dem Blaire im Weg steht.
Toll fand ich, wie selbstbewusst beide Hauptpersonen sind und dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Die Geschichte hätte hervorragend ohne die Eifersucht funktioniert. Ich fand es interessant mitzuverfolgen, welche Naturheilmittel Blaire anwendet und wie sie versucht, etwas über Allans Krankheit herauszufinden. Davon hätte ich mir gern noch mehr gewünscht und stattdessen weniger unüberlegte Impulsivität und Eifersucht, die laut Erzählstimme auch eigentlich untypisch für Blaire sei.
Außerdem kam mir die frühneuzeitliche Burg trotz der durchaus thematisierten medizinischen Defizite noch etwas zu sauber und aufgeräumt vor – Vergangenheit zum Wohlfühlen. Wie viele Menschen würden wirklich unseren bequemen Alltag eintauschen wollen, um in einer kühlen Burg ohne fließendes Wasser und ohne richtige Toilette zu leben? Wie viele würden dort alt werden wollen, wenn sie eine Alternative hätten?
Die Zeitreise durch den magischen Stein selbst ist fantastisch, die Zeitreisenden bewegen sich mühelos zwischen den Welten hin und her – manchmal könnten sie für meinen Geschmack mehr darauf achten, was sie alles mit in die Vergangenheit nehmen und wie sie so möglicherweise die Geschichte verändern.
Positiv möchte ich hervorheben, dass es einige Situationen gab, in denen ich mit meinen Vermutungen (glücklicherweise) falsch lag. Ich schreibe „glücklicherweise“, denn das hat dem Buch einige sehr klischeehafte Stellen erspart. Gefallen hat mir, dass Blaire und Iain schließlich als Paar zusammenhalten. Das Ende war mir persönlich zu kitschig.
Für wen ist das Buch geeignet?
Ich gebe es zu, die „Highlander“-Reihe hab ich (vor Jahren) nie zu Ende gelesen, obwohl mich die ersten Bände sehr gefesselt haben. Ich denke, ich bin nicht ganz die Zielgruppe für diese Art Zeitreise-Romane. Richtig gut geeignet ist das Buch für alle, die eine unterhaltsame, kurzweilige Liebesgeschichte für zwischendurch suchen, die im hübschen Highland-Setting spielt. Es gibt spannende Momente, Liebe auf Augenhöhe und selbstbewusste Protagonistinnen und Protagonisten. Und natürlich ein Happy End.
Schaut auch gern mal auf der Website der Autorin Julia Stirling vorbei: Sie stellt sich auf eine richtig sympathische Art ganz ausführlich vor (Vogelkundlerin mit Synästhesie und Drehbüchern im Kopf!) und ist schriftstellerisch unglaublich produktiv und erfolgreich. Ihr Buch rangiert jetzt schon unter den Top 10 Zeitreise-Romanen auf Amazon.