Einfach mal erzählt: die Graphic Novel „Drüben!“ von Simon Schwartz

eitragsbild zeigt übrigens ein Bild des Bahnhofs Friedrichstaße von Wilhelm Hermes aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Tekniska Museet.

In diesem kurzen Comic mit dem Titel „drüben!“ erzählt Simon Schwartz mit nüchternem Beobachterblick die Geschichte seiner Eltern und wie es dazu kam, dass diese 1984 aus der DDR nach Westberlin ausreisen konnten. Aber auch, was das für die Familie bedeutete. Das alles beschreibt er aus seiner Sicht, aus der Sicht des Nachgeborenen, der nachforscht und verstehen will.

Das Beitragsbild zeigt übrigens ein Bild des Bahnhofs Friedrichstaße von Wilhelm Hermes aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Tekniska Museet.

Buchcover "drüben!" von SImon Schwartz

drüben!

Text & Zeichnung: Simon Schwartz

Veröffentlicht: Nov. 2009

120 Seiten, schwarzweiß, Softcover

ISBN: 978-3-939080-37-4
Avant-Verlag: Blick ins Buch


Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Nach längeren Überlegungen und einigen schlechten Erfahrungen kommen Simon Schwartz‘ Eltern Anfang der 1980er Jahre zu dem Entschluss, einen Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR zu stellen. Erst mit der Ausreise der bekannten Künstler Manfred Krug und Wolf Biermann wurde vielen DDR-Bürgern bewusst, dass diese Möglichkeit (theoretisch, auf dem Papier) überhaupt bestand. Aber auch der Gefahren waren sich die beiden jungen Leute bewusst, weil einer ihrer Studienfreunde nach seinem Antrag unter einem Vorwand verhaftet worden war.

Zwischendurch erhascht man einige bruchstückhafte Blicke auf den Alltag in der Diktatur. Der Vater, Parteimitglied und einer vom Kommunismus überzeugten Familie entstammend, wollte Künstler werden, musste aber auf Lehramt studieren und bekam schließlich einen Lehrauftrag an der Universität Erfurt. Die Mutter, kirchlich engagiert, arbeitete später als Restauratorin. Die Geschichte ist nicht übermäßig spannend erzählt, aber beim Lesen spürt man die Beklemmung, die alltäglichen Einschränkungen und die drohende Gefahr. Bürger, die einmal öffentlich verkündet hatten, ausreisen zu wollen, wurden geächtet und hatten kaum mehr Möglichkeiten, normal am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Obwohl das Comic sehr kurz ist, gibt es einen anschaulichen und persönlichen Eindruck in die neuere deutsche Geschichte. Ich fand es sehr schön und empfehle es gerne!

Bewertung: 4 von 5.

2 Kommentare

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