Manche Orte scheinen sich als besonders begehrte Romanschauplätze zu manifestieren. Cornwall zum Beispiel. Als ich neulich die drei Bücher der Lügenwahrheit („Ein Augenblick für immer“) von Rose Snow verschlungen habe, war meine Lektüre von Sandra Regniers Pan-Trilogie noch gar nicht so lange her. Deswegen kam mir das wildromantische Setting mit tosendem Meer, kleinen Küstenorten und Steinkreisen doch sehr bekannt vor. Aber von Anfang an.

Zwei mysteriöse Jungs und eine aufregende Gabe
Die Bücher der Lügenwahrheit ordnen die Autorinnen selbst ins Genre „Romantasy“ (Romanze + Fantasie) ein – die Hauptfiguren sind etwa 17 Jahre alt. Obwohl ich schon länger keine 17 mehr bin, lese ich auch solche an Jugendliche gerichtete Romane sehr gerne.
Ich mag die Grundidee von Rose Snows Lügenwahrheit-Trilogie: Die Hauptperson June zieht von Frankfurt nach Cornwall, um ein Jahr bei ihrem Onkel zu wohnen, dort in eine Schule zu gehen und sich aufs Studium vorzubereiten. Dort erwacht in ihr eine geheimnisvolle Gabe, die sich scheinbar innerhalb der Familie vererbt: Nach dem Besuch eines Steinkreises kann sie plötzlich zielsicher zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden. Den Steinkreis hätte es meiner Meinung nach dafür nicht unbedingt gebraucht, er wird in vielen anderen Romanen schon quasi überstrapaziert. Aber mit Lüge und Wahrheit lassen sich hervorragende Konflikte und Gedankenspiele zaubern. Für zusätzliche Spannung sorgen Junes beiden geheimnisvollen Cousins, ihre magischen Gaben und die Dreiecksbeziehung, die sich dann entspinnt. Und ein Fluch, den es aufzuhalten gilt.

Durchgehend spannend – leider zu viele Klischees
Das Autoren-Duo Rose Snow schafft es, die Spannung in der Geschichte durchgehend aufrecht zu erhalten und schreibt auch mit einem gewissen Humor. Am witzigsten finde ich, dass die Hauptperson June den Tick hat, hin und wieder an mehr oder weniger passenden Stellen Statistiken einzuwerfen. Ich liebe Statistiken 😉 Ich mag den Schreibstil von Rose Snow wirklich, weshalb ich sicher auch einige ihrer anderen Buchreihen lesen werde.
Meine Lieblingsfiguren im Buch sind Junes neue britische Freunde Lily und Grayson, die mit ihrem witzigen Geplauder die Geschichte angenehm aufmischen.
Für meinen Geschmack hätte der Fluch kein „echter“ (klischeehafter) Fluch (mit Donner, Geist, Hexe, Leiche und allem drum und dran!) sein müssen. Und dann noch in Cornwall, wo Flüche und Magie offenbar an jeder Ecke lauern. Die Spannung um die geheimnisvollen Gaben hätte vielleicht auch etwas subtiler aufgebaut werden können, überraschender womöglich.
Die begehrten Cousins müssten wegen mir auch nicht quasi überirdisch gut aussehen und noch dazu abnormal reich sein. Ich meine, welche Art von Männern möchte Frau Anno 2020 denn anschmachten? Offenbar müssen sie immer noch gutaussehend, stark und etwas schroff und noch dazu reich sein… Ich weiß gar nicht, WIE OFT Cousin Blake Hauptperson June insgesamt retten musste! Dabei ist sie beschrieben als ein intelligentes, schlagfertiges, sportliches Mädchen.
Alles in allem bekommt man hier aber zuverlässig unterhaltsame und spannende Lektüre. Für einen lange bleibenden Eindruck reicht es bei mir allerdings nicht.
Wie ist deine Meinung? Welche Klischees aus Romanen liest du gerne/nicht so gerne und warum?
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