Eure Antwort interessiert mich wirklich. Was genau macht für euch die Spannung einer Geschichte aus? Sind es die Momente, in denen es hart auf hart kommt – Kampf, womöglich auf Leben und Tod, Flucht, Gewalt, Explosionen? Oder sind es die Momente, in denen zwischen zwei Personen die Emotionen geradezu in der Luft knistern, die Missverständnisse, der Schmerz, die Sehnsüchte greifbar sind und ihr hofft, dass sie irgendwie zueinander finden?
Die Frage rührt von den Sätzen her, die mir neulich eine Leserin meiner Dystopie „RE-GENERATION“ schrieb. Sie hatte von dem Buch etwas anderes erwartet und formulierte es (sehr diplomatisch und freundlich – danke!) so: „(…) es ist sehr flüssig zu lesen und die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Sehr gut gefällt mir auch, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt. Dennoch ist es für mich ‚zu seicht‘, ich stehe mehr auf Action.“ Das Schöne ist, dass sie auch Teil 2 noch zu Ende gelesen hat, beiden Büchern vier von fünf Sternen geben würde und sagte, Bücher, die ihr überhaupt nicht gefielen, breche sie konsequent ab.
Seither habe ich darüber nachgedacht, was für mich der ultimative Spannungshöhepunkt, der entscheidende Konflikt eines Buchs ist. Gerade habe ich die „Elfenerbe“-Reihe von Holly Black fertig gelesen (im Buddyread mit der lieben Josephine von Pure, Brass & Books). Darin wird auch ausführlich verletzt, geblutet, vergiftet und gestorben. Und ja, ich habe meinen E-Book-Reader voller Spannung umklammert, als da gefoltert oder gegen Seeungeheuer gekämpft wurde. Aber so richtig hat sich meine Brust zusammengekrampft, als sich Wren und Oak mal wieder gegenüberstanden und so viele Missverständnisse und so viel Ungesagtes zwischen ihnen hing.
Für mich erzeugen die Beziehungen zwischen den Protagonisten ganz klar die größte Spannung. Es muss nicht immer Liebe sein, aber wenn es um Liebe geht, ist das für mich die stärkste Emotion. Missverständnisse, Fehlschlüsse, Zweifel, im Weg stehende Ängste – alles das wühlt mich so viel mehr auf als Kämpfe und Gewalt. Ich bin ein friedliebender Mensch, Streit verursacht mir regelrecht Bauchschmerzen. Auch im echten Leben behalte ich (glaube ich) in actionreichen Situationen eher einen kühlen Kopf, als wenn es emotional aufwühlend wird. Erleichtert bin ich erst, wenn sich wieder alle vertragen – und bei Büchern, wenn ich am Happy End angekommen bin.
Natürlich ist beides in Ordnung: Manche Leserinnen und Leser berührt die Action mehr als die Emotion. Und ganz klar wird ein Buch umso besser, wenn beides dabei ist: Action und Emotion. Für mich als Autorin nehme ich daraus vor allem mit, dass ich möglichst deutlich kommunizieren muss, wie wichtig mir in meinen Geschichten Gefühle und Beziehungsgeflechte sind. Damit möglichst wenig Missverständnisse entstehen und meine Geschichten die passenden Leserinnen und Leser finden.
Und, was macht Geschichten für euch besonders spannend?

Puh – das kann man gar nicht pauschal sagen. Da ich ja echt wild in den Genren hüpfe, ist es nicht immer Action. Zwischenmenschliches ist auch spannend. Aber es darf auch nicht zu abgelutscht sein, dann ist es eher nervig. Pauschal ist es bei mir echt nicht zu nennen. Sobald ich mich freue wieder weiter zu lesen, ist es für mich spannend. Bei dir ist viel Zwischenmenschliches dabei, und der Zwist oder auch die Ungewissheit, ob sich das wieder hinbiegt, das ist spannend. Ich lese aber auch gerne actionreiche Bücher, die dadurch ihre Spannung in die Höhe treiben.
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Dann hast du vielleicht wirklich keine feste Präferenz – das würde ja auch gut zu deinem Genre-Hopping passen 🙂 Aber ich kenne nicht viele, die das so machen wir du!
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Das stimmt. Die meisten lesen recht stabil in ihren Genren. Dadurch ist es aber halt auch schwierig etwas wirklich pauschal zu sagen. Ist aber auch gut, da bin ich immer offen für jegliche Art von Spannung. 😆
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Irgendwelche Action in Büchern interessiert mich null und gar nicht. Eine Geschichte muss mich zum Nachdenken bringen oder mich emotional berühren.
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Stimmt, zum Nachdenken bringen ist auch noch ein wichtiger Faktor! Ich habe auch schon Romane gelesen, die ich beim Lesen zwar nicht als spannend wie der berühmte Pageturner empfunden habe, die mir aber trotzdem lange im Gedächtnis geblieben sind, weil sie mich zum Nachdenken gebracht haben.
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Der Faden der Geschichte darf niemals in Nebensächlichkeiten, die dann in einer Sackgasse enden, verloren gehen. Neulich hatte ich ein Buch gelesen, dass standig 40 Jahre zurück und vierzig Jahre in die Zukunft sprang. Das nervte mich dermaßen ab, dass ich es weg gelegt habe. Natürlich ist die Story an sich wichtig und die Protas. Liebe Grüße
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Oja, Zeitsprünge finde ich ohnehin immer schwierig. Aber ich habe auch schon Bücher gehabt, wo sie Sinn ergeben und sich zuletzt immerhin zu einem großen Ganzen zusammengefügt haben 🙂
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