Stellt euch vor, ein Teil der Menschheit konnte sich vor einer ansteckenden Seuche in eine riesige Biosphäre retten. Es gibt dort gigantische Gewächshäuser mit Urwäldern, die Sauerstoff produzieren, Gemüseproduktion in Glashäusern, Fleischproduktion in Hochhäusern, Solarpanels auf Dächern, man bewegt sich auf von Hooverkraft getriebenen Gleitern, die Wohnungen sind digitalisiert und modern. Und wer es sich leisten kann, kauft sich eine Kitty, eine Bunny oder einen Black Beau, die oder der Reinigungskraft, Butler und Sexspielzeug in einem ist und keinerlei Rechte besitzt – wie ein Haustier oder ein Gegenstand. So ist die „Chimärenstadt“, die L.U. Sanders in ihrem dystopischen Roman entwirft.

Worum geht’s?
Mex ist fast fertig mit ihrer Ausbildung zur Butlerin. Kochen liegt ihr nicht so, aber im Roboter reparieren ist sie spitze. Sie gehört zu einer neuen Produktlinie von teuren Edel-Butlerinnen, aber einige ihrer Eigenschaften werden ihr zum Verhängnis. Es fehlt ihr eindeutig an Demut und sie ist zu neugierig und zu intelligent. Schnell lernen wir gemeinsam mit Mex die sehr, sehr hässlichen Abgründe der futuristischen Stadt kennen. Und den Polizisten Zac, der es als persönliche Beleidigung sieht, als Mex ihm entwischt und der daraufhin unerbittlich Jagd auf sie macht. Doch dann geraten die beiden in eine Situation, in der sie aufeinander angewiesen sind.
Wie war’s?
„Chimärenstadt“ ist so spannend, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte (was schlecht für meinen Schlaf war, denn der Roman ist über 800 Seiten lang). Trotz der Länge wurde es nie langweilig. Gerade zum Anfang braucht man starke Nerven, weil Mex so schreckliche Dinge passieren. Es wird brutal und durchweg blutig.
L.U. Sanders schafft es, die Handlungen ihrer Protagonisten durchweg logisch und nachvollziehbar zu beschreiben. Sie findet kreative Vergleiche und manchmal musste ich darüber schmunzeln, wie sie die Welt durch Mex‘ Augen schildert. Beide Hauptpersonen vollziehen eine große Entwicklung. Die Bruchstücke aus der Vergangenheit, die man immer wieder in separaten, kurzen Kapiteln bekommt, fügen sich nach und nach zu einem logischen Gesamtbild. Die Themen sind brandaktuell. Es geht um Menschen- und Tierrechte, nachhaltige Energieversorgung, Umgang mit dem Planeten, radikale Umweltschützer, größenwahnsinnige Wissenschaftlerinnen, Konzernchefs und Politiker. Nichts ist nur schwarz oder weiß. Vieles ist nicht so, wie es zunächst scheint. Es gibt eine Menge liebenswürdige und starke Charaktere – und eine wirklich witzige sprechende Eidechse.
Weil mir das Buch so gut gefallen hat und weil ich Angst habe, dass ich es auf meinem Kindle nicht ewig verfügbar haben werde, hab ich es mir bei der Autorin direkt bestellt – und heute ist es angekommen.
Von mir gibt’s eine absolute Leseempfehlung!

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