Welche Möglichkeiten gibt es, unter Pseudonym zu schreiben?

Dass Autoren und Autorinnen ihre Werke unter Pseudonym, sprich unter einem Künstlernamen, veröffentlichen, ist nicht neu. In Zeiten der Impressumspflicht gibt es aber einige Hindernisse. Hier meine Überlegungen und Erfahrungen dazu.

In der Geschichte finden sich eine Menge berühmte Schriftsteller, die zeitlebens unter Pseudonym geschrieben haben, zum Beispiel Novalis, der eigentlich Friedrich Freiherr von Hardenberg hieß, oder Samuel Langhorne Clemens, der seine Werke unter dem Namen Mark Twain veröffentlichte. Voltaire, der in Wirklichkeit auch ganz anders hieß, soll über hundert verschiedene Pseudonyme benutzt haben.

1000 gute Gründe für ein Pseudonym

Manchmal dienen Pseudonyme einfach der Abkürzung und Vereinfachung eines komplizierten oder langen Namens. Oder verleihen einem Allerweltsnamen ein individuelles Flair. Hinter manchen Pseudonymen verbergen sich gleich mehrere Autoren, wie es bei Iny Lorentz und Rose Snow der Fall ist.

Mit dem Klang, mit dem Geschlecht und der Herkunft eines Namens folgen aber auch eine ganze Reihe Schubladen und Vorurteile. Besonders Frauen veröffentlichten ihre Werke gern unter männlichem Pseudonym, wahrscheinlich einfach um ernst genommen zu werden: Mir fallen zum Beispiel Emilie von Binzer (alias Ernst Ritter), Victoria Benedictsson (alias Ernst Ahlgren), Aurore Dupin (alias George Sand) und Karen Blixen ein, die unter einer ganzen Reihe von Pseudonymen schrieb: Tania Blixen, Isak Dinesen, Osceola, Peter Lawless, Pierre Andrézel, Nozdref’s Cook. Die britische Schriftstellerin Mary Shelley veröffentlichte ihren weltberühmten Roman „Frankenstein“ zunächst sogar anonym. Umgekehrt gibt es aber auch Männer, die in von Frauen dominierten Genres lieber unter weiblichem Pseudonym veröffentlichen – ebenfalls, um nicht vorverurteilt zu werden. Hans Magnus Enzensberger beispielsweise veröffentlichte erotische Erzählungen unter dem Pseudonym Elisabeth Ambras.

Portrait der Schriftstellerin George Sand, 19. Jahrhundert (Quelle: Rijksmuseum, Europeana, CC0)
Portrait der Schriftstellerin George Sand, 19. Jahrhundert (Quelle: Rijksmuseum, Europeana, CC0)

Manchmal passt ein Buch inhaltlich auch einfach nicht zu dem Image, das man ansonsten pflegt, oder in das literarische Genre, in dem man sich bereits einen Namen gemacht hat. Mein bürgerliches Ich beispielsweise veröffentlicht normalerweise eher Fachtexte oder schreibt für Auftraggeber und über ganz andere Themen. Möchte ich nun aber einen Fantasy-Roman veröffentlichen, könnte das die „seriösen“ Veröffentlichungen negativ beeinträchtigen oder meine sonstigen Leser verwirren. Deswegen blogge ich hier lieber unter Pseudonym, um beides besser voneinander trennen zu können.

Impressum frisst Pseudonym

Gleich als ich meinen Blog einrichtete, musste ich feststellen, dass ein Pseudonym schnell mit der Impressumspflicht kollidiert. Denn ein Impressum muss eine Adresse enthalten, über die man tatsächlich Post empfangen kann. Auch selbst veröffentlichte E-Books und Bücher brauchen einen Herausgeber mit Postanschrift.

Um dabei nicht doch seine Identität offenlegen zu müssen und damit das Pseudonym obsolet werden zu lassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • die Adresse eines Freundes/Bekannten verwenden oder die von (eigenen) Firmen – hier muss man aber beachten, dass die Person, die im Impressum steht, rechtlich für den Inhalt der Website oder des Buchs haftet
  • hat man einen Verlag, dann erscheinen immerhin die Bücher unter der Verlagsanschrift – für eigene Blogs, Websites und Social Media-Profile braucht man aber trotzdem noch ein eigenes Impressum
  • es gibt Firmen, die gegen Gebühr einen Impressumsservice anbieten
  • und auch manche Schreibprogramme wie Patchwork bieten einen solchen Impressumsservice an (über meine ersten Erfahrungen mit Patchwork habe ich hier geschrieben; Kalle wies mich per Kommentar darauf hin, dass bei Patchwork jedes Werk einzeln dafür freigegeben werden muss)

Nicht immer nur ein Vorteil

Gerade, wenn man sein Buch durch Lesungen vermarkten oder anderweitig an die Öffentlichkeit treten möchte, kann das Pseudonym schnell auffliegen. Auch die Pflege von Social Media-Kanälen gestaltet sich schwieriger ohne Fotos und Videos des Autors.

Schreibt man unter einem Namen des anderen Geschlechts, kann das auch beim Publikum für Verwirrung sorgen. Hier empfiehlt es sich gegebenenfalls auf einen geschlechtsneutralen Namen auszuweichen.

Tipp: Eine umfangreiche Sammlung von Schriftsteller-Pseudonymen gibt es bei Buecher Wiki

9 Kommentare

  1. J. K. Rowling ist eins der besten Beispiele – durch Harry Potter hätte sie kaum Chance gehabt. Die anderen Bücher wären immer mit dem Werk verglichen worden. Da blieb auch nur weiter unter Pseudonym zu schreiben.

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      1. Finde ich auch. Ich denke man kann dann einfach auch freier schreiben. Vorallem wenn man vielleicht auch Angst hat, dass jemand aus dem Umfeld Bücher liest und sich wieder erkennen könnte, wenn du deinen echten Namen verwendest….dann besser Pseudonym.

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